Die Familie Joseph Heymann ist eng mit dem Estate Fritz Schaefler verbunden. Der Sammler und Mäzen Joseph Heymann (1887-1954) hat Fritz Schaefler (1888-1954) und seine Familie zeitlebens unterstützt und seine Werke gesammelt. Die 70 Werke befinden sich einst in Köln und später in London, von wo aus sie den Weg zu VAN HAM Art Estate 2023 in Köln zurückfinden. Joseph Heymann wird 1887 in Köln als Sohn von Abraham und Betty Heymann (geborene Nahm) geboren. Ursprünglich beheimatet in Wesseling, zwischen Köln und Bonn, ist die Familie unternehmerisch in der Firma A. Heymann & Co. tätig, die sich auf Textil Recycling spezialisiert hat. Auf dem jüdischen Friedhof in Wesseling befindet sich noch heute ein Familiengrab. Nach einer kaufmännischen Ausbildung in London erwirbt Joseph Heymann 1917 eine Textilfabrik in Wipperfürth, die zuvor die Produktion von Wolldecken verantwortet und schließlich expandiert.
Ein besonderes Interesse von Joseph Heymann ist die zeitgenössische Kunst und er bewegt sich in der Rheinischen Kunstszene, wo er unter anderem eine Freundschaft mit dem Architekten Wilhelm Riphahn (1889-1963) pflegt. Dieser entwirft 1921 die große Villa in Wipperfürth, die auf dem Silberberg oberhalb der Fabrik errichtet wird. Die Farbgestaltung der Villa führt der Künstler Fritz Schaefler aus, der Anfang der 1920er Jahre Heymann kennenlernt.
Fritz Schaefler aus Eschau lebt zu dieser Zeit am Chiemsee, wird aber durch die Aussicht auf neue Aufträge und Zuspruch des Architekten Hans Hansen dazu bewegt mit seiner Frau Vera und dem Sohn Hansotto 1927 nach Köln zu ziehen. Ein Jahr zuvor hat Heymann Louise Tietz geheiratet und seinen Lebensmittelpunkt von Wipperfürth wieder nach Köln verlegt. Dort beauftragt er erneut Riphahn für ein Wohnhaus für Joseph Heymanns Eltern in Köln-Lindenthal.
Heymanns Interesse an Expressionismus führt zum regelmäßigen Erwerb von Fritz Schaefler Werken und er beauftragt ihn darüber hinaus mit der Anfertigung von Porträts, darunter auch von seinen Eltern Abraham und Betty. Für die Firma in Wipperfürth entwirft er Glasfenster für die Kantine. In Köln wird Schaefler Teil der Kunstszene und bekommt neben Heymanns Aufträgen Arbeit vom Westdeutschen Zentrum religiöser Kunst für Entwürfe von Kirchenfenstern und die Farbgestaltung von Krankenhäusern.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten schränkt sich das vorherige Leben drastisch ein. Als jüdischer Industrieller flüchtet Joseph Heymann, inzwischen Vater von vier Söhnen, 1937 über Brüssel ins englische Bradford, bevor er und seine Familie sich in London niederlassen. Die Wipperfürther Firma kann Heymann noch veräußern. Die über 70 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken von Fritz Schaefler, die einen integralen Teil seiner Sammlung ausmachen nimmt Heymann mit ins Exil und sichert den Erhalt der Werke. Fritz Schaefler bekommt Malverbot, seine Arbeiten werden aus Museen abgehangen und zwei Gemälde werden in der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt. Der Kontakt zwischen Sammler und Künstler wird nicht mehr aufgenommen und beide versterben im selben Jahr 1954.
Jahrzehnte später erfolgt 2002 die Kontaktaufnahme zwischen dem jüngsten Sohn des Sammlers, Bernard Heymann in London, und den Enkel des Künstlers, Christoph Schaefler in Aachen, dem ein persönliches Treffen 2009 folgt. Die Aufarbeitung des Werkes von Fritz Schaefler führt zu der von Dr. Adam C. Oellers organisierten Ausstellung „Verfemt – Vertrieben – Zurückgekehrt. Fritz Schaeflers wiederentdeckte Werke und die Sammlung Heymann“ im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen, die vom 13. Juli bis 3. November 2012 gezeigt wurde. 2013 erfolgte die Präsentation der Ausstellung in der Deutschen Botschaft in London. Inzwischen ist die Tochter von Bernard Heymann, Lindy Heymann und ihr Cousin, Joey Zimmermann-Heymann, in die Nachlasspflege involviert. 2023 schließlich kommen beide Teile des Nachlasses – von der Familie Schaefler aus Köln und der Familie Heymann aus London und Berlin – in die Obhut der Nachlassverwaltung VAN HAM Art Estate mit ihrem Sitz in Köln und Wesseling.